Werbung. Großer Ertrag auf kleiner Fläche. Der Weg ist das Ziel. Trial & Error im Gemüsegarten mit Kindern!
Da sitze ich so im Auto, fahre die winzige sich windende Straße den Hügel zum Workshop „Bio-Gemüse aus dem eigenen Anbau“ hinauf und denke – als Mama verbringt man einen freien Tag doch besser mit Shoppen, einer Hot-Stone Massage oder in einem neuen Kaffee mit Avocadotoast. Stattdessen stehe ich am Samstag um 6:00 auf, packe meinen Kaffee in den to-go Becher und teile mit meinen beiden Mädels im Stehen noch die Reste des Kokos-Himbeer-Crumbles vom Vortag.
Der erdige Duft von Gartenglück
Ein schneller Kuss von allen 4 und ich mache mich 2 Stunden auf den Weg in die Oststeiermark. Ein Podcast mit Doris Dörrie tönt aus dem Lautsprecher, links und rechts stehen Bäume kurz vorm Frühlingserwachen und immer ein Blick auf die Uhr. Ich hätte doch noch 15 Minuten eher aufstehen sollen.
Als letzte und mit 10 Minuten Verspätung parke ich mich bei „Vom Hügel“ ein. Für Umschauen keine Zeit mehr. Dem Schild zum Garten-Café folgend, mache ich mich auf die Suche nach dem Seminarraum. Da höre ich schon eine sonore, tiefe Männerstimme meinen Namen rufen. Ja, ich bin die letzte und müsse jetzt noch ganz dringend auf die Toilette und ein Kräutertee wäre eine feine Sache.
Vom WC zurück, gucke ich mich da im Seminarraum „Vom Hügel“ oder besser im Indoor-Gartenzimmer um. Überall knospende Zweige in Eimern, dampfender Kräutertee in hübschen rustikalen Keramiktassen. Dort ein selbst gebundener Kranz mit getrockneten Blumen & Kräutern, da Unmengen an zitronengelben Narzissen und…
>>…in der Nase, dieser erdige Duft von Gartenglück.<<
Nichts Besseres hätte mir passieren können!
Die Bilder und Stories, die ich auf Instagram regelmäßig gucke, sind ja schon fantastisch schön, aber in echt ist es noch fantastischer schöner. Ich lehne mich zurück, nehme einen Schluck meines Kräutertees, werfe einen Blick auf die Agenda des heutigen Gemüseanbau-Workshops und denke mir so für mich – ganz egal was noch kommen mag, die lange Fahrt hat sich jetzt schon bezahlt gemacht.
So ein Mama „day off“
Dann versuche ich mich endlich ein wenig zu konzentrieren und mich nicht allzu sehr vom Gartenzimmer ablenken zu lassen. Wir sollen uns kurz vorstellen, sagen was wir schon über den Gemüseanbau im Garten wissen und was wir heute für Erwartungen hätten.
Meine einzige Erwartung, etwas Zeit, all diese Besonderheiten mit der Kamera einzufangen und einfach mal einen entspannten Tag abseits vom Mama-Sein verbringen – keinen Staubsauger schwingen, dabei am Handy 3 Nachrichten beantworten und jemanden den Kinder-WC-Aufsatz auf die Klobrille bugsieren. Ach, was für eine Aussicht auf eine feine Zeit und den Hügel hinab auf die noch im Nebel liegenden Anbauflächen.
Am Ende der Vorstellungsrunde von uns 5 Workshop Damen (übrigens alle entzückend & sympathisch) stellt sich Walter, unser Workshopleiter, durch und durch Gemüsebauer, Naturmensch und Arche Noah Anhänger, vor.
So ein bodenständiger Mensch, mit der Erde, in die er sein Gemüse pflanzt, verwurzelt. Ungekünstelt, geradeaus und eine Gemüsebauer-Geschichte nach der anderen auf Lager. Walter lässt an mehreren Stellen des Workshops immer wieder das Wort „Zärtlichkeit“ fallen und, dass es ohne diese Eigenschaft im Garten nicht klappt.
Also seid zärtlich mit eurem Boden, den Pflanzen, die ihr darin sät und all den Rückschlägen, die einem im Garten begegnen.
Du willst hier ganz sicher nichts mehr versäumen und noch mehr als 100 Tipps im FREEBIE E-Book #mamageheimwaffen (Alltag-Tipps von Mamas für Mamas) nachlesen, dann erhalte einmal wöchentlich eine persönliche Nachricht von mir und werde Teil des More is Now MamaClubs:
MORE IS NOW MamaClub
INFORMIERT WERDEN, SOBALD ES NEUE STORIES UND TIPPS GIBT, DIE DEIN MAMA LEBEN EINFACHER, SCHÖNER & ENTSPANNTER MACHEN? DANN HIER EINTRAGEN:
Walter, der zärtliche Bio-Gärtner aus der Oststeiermark
Walter zeigt uns in den folgenden 3 Stunden Bilder von unterschiedlichen Gemüsesorten – von der Kartoffel, über Chili bis hin zur Paradeiser. Darauf legt er besonders großen Wert. Zur Tomate nicht Tomate sagen, sondern Paradeiser, von Paradiesapfel. Nur die schmeckt nach Sommer, ist aromatisch und saftig. Tomaten kommen aus dem holländischen Gewächshaus, haben nie einen echten Sonnenstrahl gesehen und schmecken dementsprechend nach nicht viel mehr als Wasser. Ich trau mich dann gar nicht mehr zu sagen, dass ich im Winter wahrscheinlich schon so 1-2 x Tomaten im Supermarkt erworben habe, nachdem er uns Workshop-Teilnehmer immer ganz böse anschaut, wenn einem von uns das Wort Tomate anstelle von Paradeiser herausrutscht.
Wir sprechen über den Boden, der am Ende einfach drüber entscheidet, ob die Gemüseernte eine ertragreiche ist oder einfach nichts wachsen will. Wir diskutieren biologische Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen und was man macht, wenn die Wühlmäuse beschließen Fenchel, Kohlrabi und Co. aufzufressen bevor man sie geerntet hat.
Walter’s Ratschlag – Achtung jetzt kommt’s „Sprecht mit euren Wühlmäusen!“. Ja, richtig gelesen, soll tatsächlich helfen – Wortlaut von Walter
>>Liebe Wühlmäuse, ich weiß ihr fühlt euch hier bei mir im Garten pudelwohl, aber da hinter dem Gartenzaun ist es doch auch sehr hübsch. Ich plädiere an euch, zieht bitte um, sonst muss ich andere Mittel & Wege ergreifen, die eventuell nicht gut für euch ausgehen!<<
Da schmunzelte am Ende sogar die ernsthafteste Workshopteilnehmerin , die bis dahin alles fein-säuberlich mitgeschrieben hat.
Die Sache mit den Erdäpfeln
Fragen, die der Gemüsebauer nicht beantworten kann, weil er nun mal Gemüse nicht in drei Hochbeeten und ein paar Quadratmetern Boden, sondern auf mehreren Hektaren Fläche zum Verkauf anbaut, diskutieren die Workshop-Teilnehmerinnen gegenseitig.
Ein Einwurf von mir, ob jemand schon Erfahrung mit dem Erdäpfel-Anbau (ich schreib jetzt ganz absichtlich nicht Kartoffel, nur falls Walter diesen Beitrag dann vielleicht doch auch lesen sollte) in Eimern hätte, lässt Walter somit nur mild lächeln. Ich kann mir gut vorstellen, was er sich denken mag. Eine andere Workshopteilnehmerin hat das mit ihrem Enkelkind schon probiert und einen feinen Selbstversorger-Ernteertrag zu vermelden.
Ich krame somit ein paar Tage nach dem Workshop meine Erdäpfel-Kübel aus dem Gartenhaus hervor. Die hatte ich bereits vergangenes Jahr besorgt, aber nie welche drin angebaut. Seit 2 Wochen schlummern in den zwei Eimern jetzt jeweils 3 Saatkartoffeln, die am besten schon etwas vortreiben konnten. Ist bei mir automatisch passiert, weil ich auch schon die Saatkartoffeln vor ein paar Wochen besorgt, aber nicht dunkel gelagert hatte. Jetzt werden wir mal sehen, wie viele Kartoffeln wir in 8 Wochen ernten können – steht so in der Anleitung für die Eimer.
Garten macht hungrig
Irgendwie verfliegt die Zeit. Die kurzen Pausen nutze ich, um ein paar Bilder zu machen und dann gibt’s auch schon Mittagessen aus der Gartenküche. „Vom Hügel“ veranstaltet nämlich nicht nur diverse Workshops zum Gemüse, Schnittblumenanbau und zur Gestaltung mit Naturmaterialien und Weiden, sondern man kann dort auch diverse floristische Schönheit erwerben, im Garten Café sitzen, Kaffee trinken oder sich von der Gartenküche bekochen lassen. Alles bio, alles saisonal und alles selbst gemacht.
Essen tun wir unser Mittagessen an den aus langen Baumstämmen hergestellten Tischen, auf Sitzbänken mit Fellen, bunten Kissen und Decken. Dahinter, zwischen den Bäumen und im Kies, stehen kleine Bistrotische. Jeder einzelne liebevoll geschmückt mit frühlingshaften Blumen, knospenden Zweigen und Herbstgräsern.
Irgendwie schlummert alles noch ein wenig im Winterschlaf, nur der intensive Duft der Narzissen überall verrät, dass der Frühling und die neue Gartensaison mit großen Schritten naht. Hier ist eine hübsche Schaukel, dort ein Kindertisch mit kleinen Stühlen. Alles zusammengewürfelt und doch so stimmig. Im Kopf sehe ich Bilder von blühenden Dahlienfeldern, Wicken, Fingerhut und Cosmea. Dort, wo jetzt zaghaft die ersten Tulpen ihre Köpfe aus der Erde strecken und Schneerosen blühen.
Zu essen gibt es einen knackigen Salat mit Radicchio, Roter Rübe, Nüssen und Birne plus einen Wurzelgemüseeintopf. Als Nachspeise eine Beeren-Creme-Torte. Noch lieber wäre mir der frische Apfelkuchen, der auf der Kücheninsel der Gartenküche zum Abkühlen steht, als ich mich mit meiner Kamera heimlich hineinschleiche.
Gummistiefel an und ab auf’s Feld
Dann werde ich von Walter ermahnt, es gehe jetzt in den Folientunnel und auf’s Schnittblumenfeld. Und ich muss schon wieder auf’s Klo (blöd, wenn man seine Workshop Pausen für’s Fotografieren anstelle der Pipi-Pause nutzt).
Am Schnittblumenbeet angekommen, zeigt uns Walter einen riesigen Haufen mit Kompost. Wir schnuppern uns einmal durch den Hügel, “fachsimpeln“ über die perfekte Anlage eines Komposthaufens und staunen über die Regenwurmdichte darin. Mitten am Acker steht ein alter Wohnwagen als Mini Dependance des Betriebs oben am Hügel.
Walter erklärt uns kurz, welche Schnittblumen hier noch in der Erde schlummern und weist in jedem zweiten Satz darauf hin, dass wir uns an Margrit wenden sollten, wenn wir detaillierte Fragen zum Schnittblumenanbau hätten. Dafür ist „Am Hügel“ nämlich bekannt und vor allem die Margrit De Colle.
Sie ist Herrin über all die im Bioanbau gezogenen Schnittblumen hier, erste Bio-Blumenlandwirtin Österreichs und gibt ihr Wissen an „Flower Farmers to be“ weiter. Allerdings nicht nur an die, sondern auch an alle Menschen mit einer großen Liebe für Blumen.
Ach, ich muss unbedingt nochmal hin, um länger mit Margrit zu plaudern. So beiläufig bekomme ich mit, dass die Erweiterung der Räumlichkeiten durch ein Glashaus geplant ist. Ich kann mir schon in etwa vorstellen, wie hübsch das am Ende aussehen wird.
Im Anschluss geht es in die Folientunnel, in denen das ganze Jahr über Gemüse vorgezogen, Samen gewonnen bzw. Gemüse angebaut werden. Ganz schön heiß dort drin, sage ich euch. Überrascht bin ich von all den Gemüsesorten, die bereits Anfang März hier wachsen bzw. geerntet werden können – Pflücksalate, Asiasalate, Karotten, Radieschen. Teilweise alte Sorten, die von der Arche Noah wiederbelebt wurden und nur wachsen können, weil es Menschen wie Walter gibt.
Hände schmutzig machen kann so schön sein
Dann ist aber Schluss mit lustig. Ich lege die Kamera beiseite, weil wir müssen jetzt selbst ran. Vorsichtig pikieren wir Gemüsesetzlinge und pflanzen Ringelblumensamen in kleine Töpfe. Unser Werk tragen wir stolz nach draußen und nehmen es mit nach Hause.
Aber nicht nur das. So ein paar Tipps für den Gemüseanbau darf ich euch bestimmt verraten. Weil vielleicht steht ihr ja so wie ich jetzt auch in den Startlöchern und wollt gleich mal loslegen. Ich erzähle euch dann auch noch, was bei uns dieses Jahr ins Gemüsebeet kommt und wie ich mit Fruchtfolge eine möglichst große Ernte auf kleiner Fläche hinbekommen will.
Checkliste für Familien-Gemüse-Gärtnerinnen
- Weil der Boden im Gemüsegarten das allerwichtigste ist: Im Herbst Rasenmulch oder Buchweizen als Gründünger im Gemüsebeet pflanzen (der Boden sollte nie „nackt“ sein). Habe ich selbst schon ein paar Mal gemacht – ich habe Lupine genommen. Die sehen nicht nur gut aus, sondern reichern den Boden auch mit Stickstoff an. Es gibt eine große Auswahl an Gründünger Pflanzen.
- Noch ein Tipp für den Boden. Einmal pro Jahr Urgesteinsmehl auf den Beeten verteilen. Bekommt man angeblich in jedem Gartencenter.
- Einen Komposthaufen anlegen und den Kompost dann für die Düngung der Beete verwenden ist super wichtig. Den Kompost am besten mit Pferde- oder Rindermist, Maulwurfserde und Gesteinsmehl anreichern. Der Kompost ist „reif“, wenn man darauf Kresse anbauen kann (als Test).
- Pflanzt man Kohl (auch Kohlrabi) – große Kohlsorten machen auf kleiner Fläche wenig Sinn – Achtung auf die Fruchtfolge. Kohlgewächse sind Starkzehrer und somit sollte man an der gleichen Stelle im Folgejahr keinesfalls wieder Kohl pflanzen.
- Salatköpfe kann man dagegen durchaus mehrmals hintereinander pflanzen. Noch besser Pflücksalat. Den pflanzt man einmal, kann laufend ernten und muss nicht ständig nachsäen. Asiasalate können sogar noch im Herbst gepflanzt werden.
- Kartoffel testen wir dieses Jahr das erste Mal im Eimer. Können schon Ende Februar, Anfang März in die Erde gebracht werden. Ernte dann ab Mai (die Heurigen sagen wir in Österreich). Die Rote Emma Kartoffel ist übrigens perfekt um Barbie Puppen Suppe zu kochen.
- Gemüsesorten, die sich perfekt für den Kinder-Gemüsegarten eignen: Olivengurke (z.B. von Reinsaat) ist die eine tolle Knabbergurke für Kinder, Kohlrabi der Sorte Nordico, Wildparadeiser (sehr aromatisch & süß, hoher Ertrag), Rote Rübe am besten ganz jung mit Blättern z.B. für Pesto ernten, Radieschen & Rettich – Sorten Eiszapfen oder Ostergruß Rosa – , 5-farbiger Mangold, Ochsenherz Karotten – ja da gibt’s nicht nur Tomaten – , Erbsen gleich im Februar/ März anpflanzen und dann die süßen kleinen Kugeln direkt im Garten aus der Rispe naschen (das lieben unsere Kinder!)
- Ein Trick bei großen Samen, damit sie schneller in der Erde Wurzeln schlagen – über Nacht in Wasser einlegen. Macht die Schale weicher und die Wurzeln müssen sich nicht so plagen.
- Ja, und zur Frage Paradeiser ausgeizen oder nicht ausgeizen. Will man keinen Wildwuchs und bequem ernten, dann ausgeizen, also diagonale Triebe abzwicken. Betrifft allerdings nur die Salatparadeiser, Cocktailtomaten nicht.
- Gutes Bio-Saatgut bekommt man bei Austosaat, Arche Noah – gerade die alten Raritäten und Dreschflegel.
- Ein kleines DIY, wenn man mit den Kindern gärtnern will. Anzuchtstöpfchen aus Klopapierrollen – Rolle halbieren, auf einer Seite der Rolle die Öffnung umklappen, Erde rein und mit Samen befüllen. Darin kann man nicht nur Junggemüsepflänzchen großziehen, sondern auch Sommerblumen wie Sonnenblumen, Kapuzinerkresse und Cosmea. Die Jungpflänzchen können mit den Töpfen in die Erde draußen im Garten gepflanzt werden.
Anbaupläne für kleine Fläche und einen speziellen Plan für’s Hochbeet mit der richtigen Fruchtfolge findet ihr auf der Seite von Osmers Garten und wunderschöne Familien-Gartenbilder gibt’s am Instagram Account von Alexandra earlymorningbirds.
Und immer dran denken – ein Garten ist ganz oft Trial & Error. Manches klappt, manches nicht (auf Anhieb), aber man lernt jedes Jahr eine Menge dazu!
Wie wir unsere Jungpfänzchen im Hochbeet anbauen & beschriften, könnt ihr hier nachlesen und noch noch ein Post, der richtig Lust auf Garten macht – das Portrait vom Verdarium – findet ihr hier.
In diesem Sinne, Gummistiefel schon angezogen? Was pflanzt ihr dieses Jahr und habt ihr jetzt Lust auf einen Besuch bei „Vom Hügel“?
Du willst dir all die Gemüsegarten-Tipps merken, dann pinne sie doch an eines deiner Pinterest Boards, indem du auf das Bild unterhalb klickst!
Pingback: Ein guter Plan für's Hochbeet oder große Ernte auf kleiner Fläche - More is Now
Pingback: Der Familiengarten Sehnsucht Lockruf: Gemüse, Blumen, DIYs, Gestaltung & Bücher-Tipps - Inspiration für dein Grün - More is Now